Autos leasen, kaufen oder doch ein Abo abschließen?

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Mario Schönherr

Neben dem Leasen und Kaufen gibt es bei der Anschaffung eines Fahrzeuges eine neue Option, die nun auch in Österreich stark beworben wird: Das Auto-Abo. Über das Zukunftspotenzial dieses Finanzierungsmodells und vieles mehr, haben wir mit unserem denk.süd-Vorstandskollegen Max Aichlseder gesprochen.

 

Auto kaufen, leasen oder doch lieber aufs Auto-Abo setzen? Was ist ein Auto-Abo?

Man könnte sagen, dass das Auto-Abo so etwas ist, wie ein Leasing „plus“. Derzeit kann man mit sehr geringen Taktungen (z.B. 3 Monate) Autos abonnieren und danach wieder zurückgeben. Man kann sich das so vorstellen: Ich habe z.B. einen Abovertrag mit einem Unternehmen und dieses stellt mir zu fix definierten monatlichen Kosten ein Fahrzeug zur Verfügung welches ich dann z.B. alle 3 Monate verlängern, kündigen bzw. weiter erhalten kann.

Ganz ausgefeilt ist das Modell im Hinblick auf die verleihenden Abo-Firmen noch nicht. Denn aus Sicht der Autohändler ist noch zu klären, wer das Risiko des Restwertes übernimmt. Das liegt derzeit bei den Autohäusern. Was bedeutet, dass der Kunde zwar günstig fährt und die Abo-Firma mit Bestpreisen wirbt, der Autohändler das Fahrzeug dann vom Kunden zurücknimmt, sich aber als „Fahrzeugbesitzer“ mit Überschreitungen der Vertragsbedingungen (z.B. zu intensive Nutzung, hoher Kilometerverbrauch, Schäden, …) beschäftigen muss. Ich will damit das Modell nicht madig reden, sondern nur darauf hinweisen, dass unsere Branche noch etwas Zeit benötigt, um die offenen Themen der Abo-Modelle vollständig aufzulösen.

Das Auto-Abo wird vielfach als Trendmodell beworben. Ist das wirklich die Zukunft? Wird man sich in zehn Jahren überhaupt noch ein Auto kaufen.

Per se finde ich die Idee des Abos super. Jedoch ist immer zu bedenken, dass volle Flexibilität auch immer seinen Preis hat. Das Abo-Modell ist zweifelsohne ein Zukunftsmodell für

  • Firmen, mit z.B. ständig wechselndem Personalstand
  • Kunden, die sich wünschen regelmäßig unterschiedliche Fahrzeuge bewegen zu können (z.B. im Sommer ein Cabrio und im Winter einen SUV)
  • Leute, die regelmäßig andere Autos bzw. über längere Zeit überhaupt kein Auto benötigen
  • Kunden die ihr Wunschmodell bei den gängigen Finanzinstituten (durch deren vorgeschriebene Risikobewertung) nicht finanziert bekommen

Weniger geeignet ist das Auto-Abo für jene, die sich ganz klar für ein Modell entscheiden und das auch langfristig fahren wollen (zur Info: die durchschnittliche Haltezeit eines KfZ in Österreich liegt bei ca. 4 Jahren). In diesem Fall ist die herkömmliche Finanzierungsform sicherlich günstiger.

Max, du bist nun mittlerweile fest im elterlichen Betrieb (Anm: Autohaus Aichlseder in Klagenfurt) verankert und verantwortest die künftige Entwicklung eures Unternehmens. Gibt es weitere Perspektiven aus deiner Branche, welche die Mobilitätsfragen der Zukunft, speziell für den ländlichen Raum lösen können?

Spannend wird sicher der Einfluss der autonomen Fahrzeuge auf den öffentlichen Verkehr werden. Heute senden wir zur „Bedarfsabdeckung“ 20-Tonner-Busse mit oft nur 2 bis 3 Insassen durch unser Land, die durch kleine und effiziente Lösungen ersetzt werden sollten.

Das Problem liegt auch in der „Last Mile“, den letzten Kilometer in der Beförderung. Diesen können die Öffis im bisherigen Fahrplansystem kaum oder nur schwer bewerkstelligen. Hier würden kleine autonome „Shuttlesysteme“ Sinn machen die – auf Bestellung – direkt nach Hause kommen und einen wie ein deutlich günstigeres Taxi direkt zum Wunschort pilotieren. Erste Versuchsmodelle dazu gibt es bereits in ganz Europa, bzw. hatten wir auch in Pörtschach schon ein entsprechendes Pilotprojekt in den öffentlichen Verkehr integriert. (Anm.: Projekt SURAAA).

Was ich mir noch wünschen würde? Die Vertreter der Regierung, die entscheidenden Beamten, als auch die großen österreichischen Medien sitzen tendenziell in den Wiener Innenstadtbezirken. Daher liegt deren Fokus sehr stark auf urbanen Lösungsansätzen. Die Gesetze und die dazugehörige Berichterstattung mögen zwar für den 7. Wiener Gemeindebezirk Sinn ergeben, jedoch fehlt oft ein wenig der Blick auf den Rest von Österreich. Vor allem in die ländlichen Bezirke und deren tatsächliche Situation vor Ort. Nicht alle Ideen und Vorstellung der Entscheider sind auch mit diesen Strukturen kompatibel. Und auch die steuerlichen Lenksysteme müssen noch stärker an den tatsächlichen Bedarf der Wirtschaft angepasst werden.

Vielen Dank für dieses Gespräch.


Wir sind neugierig! Findet ihr das Thema des Auto-Abos zukunftsfit? Welche Form der Autoanschaffung wäre für euch interessant: Autokauf, Autoleasing oder Autoabo? Schreibt uns. Wir diskutieren gerne mit euch auf unseren Plattformen.

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