Workation als Tourismusrezept für Kärnten?

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Mario Schönherr

„Arbeiten, wo andere Urlaub machen!“ Nahezu jede Kärntnerin und jeder Kärntner hat sich das schon mal anhören müssen. Welch ein Privileg wir nur haben, hier in Kärnten nicht nur zu leben, sondern auch hier unsere Brötchen zu verdienen. Und genau diese stark strapazierte Phrase rückt – angetrieben von Corona – wieder stark in das Zentrum zahlreicher Überlegungen und könnte jede Menge Chancen auftun ...


Es klingt für uns in Kärnten paradox: Aber an einem Ort zu arbeiten, wo andere gerne Urlaub machen, ist für viele Arbeitnehmer*innen aus z.T. weniger attraktiven Landstrichen und Regionen ein absoluter Traum! Workation (aus work und vacation) nennt sich dieser neue Trend, der durch Remote-Work- und Homeoffice-Erfahrungen der letzten Jahre, aber auch durch die fortschreitende Digitalisierung immer öfter auch in Unternehmen angeboten wird.

Workation, das könnte auch schlicht und einfach „woanders arbeiten“ heißen. Wenn man googelt erfährt man, dass eine Workation (manchmal auch Workcation genannt) wörtlich übersetzt ein Arbeitsurlaub ist. Es ist eine Kombination aus Arbeit und Urlaub, bei der man arbeitet, während man nicht im Büro ist, und so Freizeit mit produktiver Zeit vermischt. Ähnlich einer längeren Geschäftsreise.

Doch im Gegensatz zu herkömmlichen Geschäftsreisen verbringt man seine Zeit nicht in funktionellen, mäßig ausgestatteten und günstigen „Vertreter-Hotels“, sondern in freizeittouristisch ausgerichteten und ferientauglichen Hotels mit Blick zum Meer oder ins Grüne, in der stillen Berghütte oder mit der gesamten Familie im Ferienclub. Gearbeitet wird in stimmungsvoller, entspannter Umgebung, ganz ohne Bürolärm im Großraumbüro, Kollegengequatsche und Feierabendverkehr. Denn nach Büroschluss ist er fällig, der Sprung ins kühle Nass, der ausgedehnte Spaziergang auf den Wanderwegen der Umgebung oder der Cocktail an der Strandbar. So weit, so gut.

Sind wir fit für neue Gäste?

Wenn man diese Medaille von der anderen Seite betrachtet, stellt sich die Frage, ob aber auch das Tourismusland Kärnten schon auf diesen Trend reagiert? Wurde bereits darüber nachgedacht, dass sich hier eine völlig neue Zielgruppe entwickelt, die sich abseits vom klassischen Freizeittourismus, eventuell sogar auch sehr gerne in den Vor- und Nachsaisonen ein schönes Domizil suchen?

Denn eigentlich ist die Anforderung an eine Workation-Destination überschaubar: Stromversorgung, ein stabiles Telefonnetz und leistungsfähiges Internet: Mehr an Infrastruktur braucht es kaum, um auch am Urlaubsort arbeiten zu können. Das ist in Hotels meist vorhanden, an Campingplätzen oder auf der abgelegenen Berghütte aber eher Mangelware. Auch ein ruhiger Ort für Konzentration ist wichtig – Coworking Spaces sind eine gute Ausweichmöglichkeit, falls die Unterkunft nicht zum Arbeiten geeignet ist. Und dann bleibt da noch das Verständnis, dass sich das Bild des klassischen Kärnten-Urlaubers gerade radikal ändert. Urlaub, Auszeit und Freizeit bekommen eine vollkommen neue Bedeutung.

Und es gibt neue Chancen: Denn wenn man sich mit den kommenden Tourismuszielgruppen genauer beschäftigt, so wird man schnell erkennen, dass sich das klassische Bild eines „Urlaubers“ dramatisch abändert. Und genau hier sollten die Verantwortlichen im Tourismus ansetzen. Kärnten bietet jede Menge Chancen, diese neuen Generationen im wahrsten Sinne des Wortes „abzuholen“. Wenn wir das nur nicht verschlafen…

Was denkt ihr darüber? Sind wir touristisch schon fit für diese neue Gästeschicht? Eure Meinung interessiert uns. Wir freuen uns über deinen Kommentar!

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