New Normal - die Arbeit kommt zu den Wohnorten?

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Mario Schönherr

Braucht es in Zukunft für Unternehmen noch eigene Büroflächen? Wie sehen die Arbeitsplätze der Zukunft aus? Ist eine „Unternehmenszentrale“ noch zeitgemäß? Corona hat vieles verändert. Auch das Arbeitsumfeld, in dem wir täglich produktiv sind. Wie sieht das New Normal nun aus?

Was uns das letzte Jahr gezeigt hat: Unternehmen müssen agil und innovativ sein. Gelernte Strukturen wurden aufgebrochen. Der gewohnte Platz, an dem man arbeitet, wurde vollkommen neu definiert. Ganz gleich, ob man als selbständiger Unternehmer oder angestellter Mitarbeiter über Zahlen sitzt, Grafiken gestaltet oder einen Vertriebsprozess koordiniert: Sehr schnell wurde gelernt, dass es nicht unbedingt der gewohnten vier Wände Firma bedarf, um produktiv zu sein.

 

Braucht ein Unternehmen noch eigene Büroflächen?

Wie sehen in Zukunft Büroflächen aus? Was wird das New Normal? Unternehmen stehen vor der Herausforderung, attraktive Lösungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen, die ein angenehmes, produktives Arbeiten ermöglichen und gleichzeitig alle Anforderungen des New Normal erfüllen. Das wirft die Frage auf, ob man die bestehenden Büroflächen in dieser Form und in diesem Ausmaß überhaupt noch braucht. Brauchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Zukunft überhaupt noch ein Büro? 

 

Homeoffice – gekommen um zu bleiben?

Wegen der Corona-Pandemie schickten viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. Früher eher Ausnahme, jetzt Alltag. Seit das öffentliche Leben wieder in Gang kommt, treibt viele die Frage um: Wann geht es wieder zurück ins Büro? Und wie lange? Nur an bestimmten Tagen? Stehen die Tische noch wie früher? Und fühlen sich die Mitarbeiter wohl dabei, ins Büro zurückzukehren? 

Und viele werden diese neuentdeckte Qualität des Arbeitens auch vermissen. Werden gerne an die gewonnene Zeit denken, die nicht mit dem täglichen Pendeln zum Arbeitsplatz oder der An- und Abreise zu Meetings als vergeudet erscheint.

Gedanken und Fragen, die berechtigt sind, wenn man bedenkt, was das auch für Kärnten mit seinen ländlichen Strukturen bedeuten kann. Müssen in den Zentralräumen wie Villach und Klagenfurt nun weitere Bürokomplexe gebaut werden, die ein tägliches Verkehrsaufkommen durch das Pendeln weiter verstärken, oder wirft diese Veränderung möglicherweise auch eine Chance für den ländlichen Raum auf?

 

Bringen „Coworking-Stations“ eine Chance?

Was wäre, wenn es kärntenweit in den ländlichen Zonen spezielle „Coworking-Stations“ gäbe? „Coworking-Stations“ sind bewirtschaftete Büroflächen. Kleinstrukturierte Büroflächen-Angebote mit perfekter Infrastruktur, die von Firmen aus dem Zentralraum zeitlich begrenzt oder dauerhaft angemietet werden. Gut angebunden an das Netz des ÖPNV, ausgestatten mit allen technischen Anforderungen und einer zentralen Versorgungsmöglichkeit für kleine Einkäufe oder der Konsumation von gastronomischen Angeboten? Ein neues Modell, das zwischen reinen Coworking-Angeboten und stationären Mietbüros liegt.

Dort hätten, sowohl Kleinunternehmer, aber auch Mitarbeiter aus der Region die Möglichkeit, ohne lange Anfahrtswege z.B. kurz- oder langfristig einen Arbeitsplatz zu nutzen, der (datentechnisch gut gesichert) am Firmennetzwerk angeschlossen ist. Meetings und Konferenzen finden, wie bisher online statt. Die Mitarbeiter sind gut mit dem Arbeitgeber verbunden, sparen sich den langen Anfahrtsweg in die Firma und müssen aber dennoch nicht in den eigenen vier Räumen des privaten Wohnraums sitzen.

Welche Vorzüge würden „Coworking-Stations“ bringen?

Die ständig angemieteten Büroflächen von Unternehmen könnten verkleinert werden. Wirtschaftlich noch kein Riesenvorteil, da ja die Miet- und Infrastrukturkosten in den „Working-Stations“ dazu kommen. Das würde maximal eine Umverteilung der Aufwände bedeuten. Dennoch entsteht eine neue Dynamik in den Arbeitsprozessen. Neue Abläufe, neue Rituale und Gewohnheiten würden sich etablieren. Neue Sichtweisen würden das tägliche Arbeiten begleiten.

Ist das schlecht? Langfristig gesehen nein. Anfänglich werden neue Strukturen für viele Mitarbeiter eine Herausforderung darstellen. Doch schon nach kurzer Zeit würden sich die positiven Auswirkungen der reduzierten Anreisezeit, der höheren Eigenverantwortung und dem „Tapetenwechsel“ auch sehr produktiv auf den Arbeitsprozess auswirken.

Aber auch bei Immobilienentwicklern würde ein Umdenken einsetzen. Weniger Neubau im Zentralbereich, sondern Umbauten und Sanierungen von leerstehenden Objekten in bislang weniger attraktiven Regionen. Stärkere Einbindung von Leerbestand in verkehrstechnisch gut erschlossenen Gebieten.

Was wäre z.B. mit der Nutzung der – großteils leerstehenden – Gebäudeangebote, rund um regionale Bahnhöfe? Eine Bündelung von verkehrs- und datentechnischer Infrastruktur an einem Ort. Inkl. alternativer Mobilitätslösungen, wie z.B. Carsharing, etc.

Hier macht es die Schweizer Bahn schon vor und zeigt, wie man die Arbeit wieder in die Wohnorte zurückbringt.

Der Zusatznutzen liegt auf der Hand: mit neuen Arbeitsformen gehen damit auch gleich neue Mobilitätsformen einher. Zielsetzung müsste sein, dass kein Mitarbeiter in Zukunft länger als 15 Minuten Anreisezeit zu seinem Arbeitsplatz benötigen sollte. Ein Modell, das vielerorts Schule machen würde.

 

Life begins at the end of your comfort zone!

Corona lehrt uns: Eine neue Arbeitswelt ist nötig – individueller für die Mitarbeiter und effizient fürs Business. Mit inspirierenden und richtigen Arbeitsorten und -räumen für agiles Arbeiten. Auch wenn es anfänglich ungewohnt wirken mag. Veränderungen sind auch noch nach Corona der wesentlichste Faktor des Erfolges. Beruflich, als auch privat! Veränderungen, die aber auch in Kärnten eine neue Arbeitskultur entstehen lassen und viele Chancen für die ländlichen Regionen bieten.

 

Was denkt ihr darüber? Wäre es denkbar, auch in Kärnten die Arbeit wieder näher an den Arbeitsplatz zu bringen? Würdest du ein solches Angebot annehmen? Schreibt uns. Wir diskutieren gerne mit euch auf unseren Plattformen.

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